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Was hat Wäsche waschen mit den Aufgaben einer Feuerwehr zu tun? Sehr viel mehr als man glaubt.

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Im Rahmen der Gefahrenabwehr kommen auf die Einsatzkräfte eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Aufgaben zu. Brandeinsätze, technische Hilfeleistungen, Rettungsdienst sowie andere Tätigkeiten verlangen nicht nur von den Einsatzkräften alles ab, sondern auch von ihrer Schutzbekleidung. Ein Feuerwehreinsatz gilt erst als beendet, wenn die Einsatzbereitschaft von Mannschaft und Gerät wieder hergestellt ist. Dazu gehört auch die Reinigung und Pflege der persönlichen Schutzausrüstung. Diese ist durch Einsatzmaßnahmen in der Regel stark durch Ruß oder andere Stoffe kontaminiert. Besonders in Ruß- oder Aschepartikeln können sich unter anderem dioxinhaltige Schadstoffe ablagern und gefährden die Gesundheit der Feuerwehrmänner.

Aus diesem Grund muss stark verschmutzte Schutzkleidung sofort nach dem Einsatz gewaschen (dekontaminiert) werden. So sollen die Einsatzkräfte ihre kontaminierte Schutzbekleidung (Überhose, Einsatzjacke und Einsatzstiefel) schon in der Fahrzeughalle ablegen und in der Dekontaminationsdusche eine Grobreinigung durchführen. Anschließend werden die grob vorgereinigten Teile der persönlichen Schutzausrüstung in die hauseigene Wäscherei gebracht. Dort werden diese gewaschen, getrocknet, desinfiziert und imprägniert. Dafür werden qualifizierte Kräfte benötigt. Die verantwortlichen Einsatzkräfte wissen, welches Waschmittel wozu verwendet werden darf. Dafür  mussten sie in verschiedenen Lehrgängen entsprechend qualifiziert werden. Die Industriewaschmaschinen verfügen über 23 mögliche Programme. 5 verschiedene  Waschmittel können angewendet werden.

Im Einsatzgeschehen können insbesondere Rettungssanitäter und Assistenten beim Umgang mit Patienten auf hochinfektiöse Erreger treffen. Da eine Kontamination der Einsatzbekleidung in diesen Situationen nicht ausgeschlossen werden kann, wird nach dem Einsatz das Fahrzeug und die Ausrüstung desinfiziert. Die Einsatzbekleidung wird nicht in der Wäscherei der Südwache gereinigt, sondern in speziellen Behältern gelagert und einer Reinigungsfirma zugeführt.

Entstehung der Wäscherei Südwache

Vor der politischen Wende konnte verschmutze Einsatzbekleidung nur in der Bekleidungskammer zum Waschen abgegeben werden. Da Einsatzkräften jedoch eine sehr geringe Anzahl von Schutzbekleidung zustand und die Reinigung sehr lange dauerte, war es üblich, dass jeder Angehörige seine im Einsatz verschmutzte Einsatzbekleidung zum Waschen mit nach Hause nahm. Eine Schwarz-Weiß-Trennung in den Feuerwachen hatte sich damals noch nicht durchgesetzt. Die Gefahren, die von der kontaminierten Einsatzbekleidung ausgingen, wurden in der Regel verdrängt. Das Gesundheitsbewusstsein der Einsatzkräfte sowie die Fürsorgepflicht des Arbeitsgebers waren zu dieser Zeit noch nicht in dem Maße wie heute ausgeprägt.

Das änderte sich nach 1990.

Durch intensive Ausbildung hinsichtlich der gesundheitsschädlichen Wirkung von Schadstoffen sowie die neue Rechtslage und die damit verbundene Führsorgepflicht der Stadt Halle gegenüber den Führungs- und Einsatzkräften der Feuerwehr Halle änderten die Situation grundlegend.

Schwarz-Weiß-Bereiche wurden eingerichtet und festgelegt Verschmutzte Einsatzbekleidung durfte grundsätzlich nicht mehr in die Sozialbereiche der Wachen oder nach Hause mitgenommen werden. Stattdessen wurde sie auf den Feuerwachen in vorgesehenen Räumen gesammelt und einer Großwäscherei zur Reinigung übergeben. Diese reinigte die Bekleidung zwar schnell, aber die Kosten waren erheblich und belasteten das knappe Budget der Feuerwehr Halle(Saale) . Durch eine Initiative des damaligen Wachvorstehers der Südwache, Arnold Hermann, wurde eine Konzeption über eine hauseigene Wäscherei erarbeitet. Die Räumlichkeiten wurden von Einsatzkräften der Südwache in umfangreichen Eigenleistungen hergerichtet.

1997 war es soweit. Die Südwache verfügte als eine der ersten Feuerwehren in Deutschland über eine hauseigene Wäscherei, in der nun die gesamte Einsatzschutzbekleidung, Handtücher und sonstige Wäsche der Berufsfeuerwehr Halle (Saale) gewaschen und gepflegt werden konnte. Die Wäscherei verfügt über eine Industriewaschmaschine mit 120 l Fassungsvermögen und  einem Großtrockner mit einer 350 l Trommel. Die Kosten (36 000,- DM) hatten sich nach 18 Monaten amortisiert. Im Durchschnitt laufen die Maschinen etwa 12h am Tag.  Nebenbei kann mit einem Textilschweißgerät (Thermo – Tex) so manches Loch „gestopft“ sowie entsprechende Namensschilder in die Bekleidung geprägt werden. Ingesamt war die Investition gerechtfertigt und gut durchdacht. Das beweist vor allem das starke Interesse anderer Feuerwehren, die ebenfalls kostengünstige Lösungen für die Reinigung der persönlichen Schutzbekleidung suchen.

Zur Zeit werden neue Waschmittel getestet. Ab 2009 soll die Wäscherei vergrößert werden. Neue und zusätzliche Waschautomaten, Industrietrockner und Trockenschränke sollen die derzeitige Kapazität deutlich erhöhen. Nach der Investition ist geplant, auch externen Bereichen und Feuerwehren anzubieten, kostengünstig Einsatzbekleidung und sonstige Wäsche zu reinigen.


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